160. Höxberg-Gespräch mit Jörg Schönenborn, Fernsehdirektor des WDR

1. Juni 2018

Anlässlich des 160. Höxberg-Gesprächs am 24.05.2018 referierte Jörg Schönenborn, Fernsehdirektor des WDR, zum Thema “Wie stabil ist unsere Demokratie?”

Bericht “Die Glocke” vom 25.05.2018:

“Kluge Analyse von Jörg Schönenborn”

Und er führte im Beckumer Berufskolleg Gründe dafür auf, warum sich die Situation zwischen 2002 und 2017 so stark verändert hat. Unter der Leitfrage „Wie stabil ist unsere Demokratie?“ stellte der Fernsehdirektor des Westdeutschen Rundfunks Faktoren heraus, die eine Gesellschaft erschüttern können. In diesem Zusammenhang suchte er Antworten auf die Frage, wie die „Alternative für Deutschland“ (AfD) 12,6 Prozent der Stimmen erlangen konnte. Schönenborns Erklärung: Enttäuschung und Wut über andere Parteien hätten unter anderem zu dem Erfolg geführt. Eine Einschätzung, die er mit Zahlen und Fakten unterlegen konnte.

Analytische Klarheit überzeugt

Nur ein Beispiel dafür, mit welch analytischer Klarheit und bestechender sachlicher Argumentation Jörg Schönenborn Trends beim Namen nannte und Ursachen fand. Im Zentrum seiner Ausführungen stand eine „dramatische Verschiebung der Parteienlandschaft durch die AfD“.

Über Deutschland hinaus machte er zwei Ereignisse für soziale und politische Veränderungen und zunehmende Verunsicherung aus: zum einen den britischen Austritt aus der Europäischen Union und zum anderen die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten. Schönenborn beließ es nicht bei einer chronischen Wiedergabe der Ereignisse, sondern suchte nach allgemeinen Trends, die ihm Prognosen erlaubten. Ist die Wahl der AfD etwa nur ein Vorbote einer Entwicklung, die noch in Deutschland ankommt? Droht damit das gleiche Schicksal wie in den USA, wo das Vertrauen in Institutionen wie Gerichte, das Parlament und die Medien am Boden ist?

Parlamentarische Demokratie auf dem Prüfstand

Anzeichen dafür sah Schönenborn in einer steigenden Politikverdrossenheit seit dem Jahr 2002. Viele Menschen hätten außerdem das Gefühl, der Wohlstand sei nicht gerecht verteilt. Hinzu kämen kulturelle Unsicherheiten und die Digitalisierung. Kurzum: ein ganzes Paket an tiefgreifenden Veränderungen, das die parlamentarische Demokratie auf den Prüfstand stellt.

Zum Abschluss seines unterhaltsamen Vortrags machte Jörg Schönenborn Mut und richtete einen Appell an seine Zuhörer: Sie sollten den Nörglern und Kritikern nicht das Feld überlassen. „Machen Sie selbst den Mund auf für Demokratie!“

 

Bericht “Westfälische Nachrichten” vom 25.05.2018:

http://www.wn.de/Muensterland/Kreis-Warendorf/3313611-Joerg-Schoenenborn-beim-Hoexberg-Gespraech-Mund-auf-fuer-Demokratie